ZU BEGINN
von Hetti Brinkmann

Die Schöpfung - Der erste bis vierte Tag


Als erstes“, sprach Gott, „mach' ich mal Licht!

Denn beim besten Willen seh' ich sonst nicht,

was ich wo und wie nun verrichte …

nicht, dass ich die Welt aus Versehen vernichte.“

Er sprach: „'s werde Licht!“ - Und schon wurd' es hell …

doch die Freude darüber verschwand ziemlich schnell:

Ich hab's doch geahnt: ich wurde betrogen,

getäuscht, hinter's Licht geführt und belogen!

Hier gibt’s keine Berge, kein Land, keinen Wald,

der ganze Planet ist 'ne Badeanstalt!

Wohin ich auch blicke, nur Wasser in Sicht …

und ein Rückgaberecht habe ich nicht.

Wär's nicht so traurig, man könnte glatt lachen -

naja, ich werd' einfach das Beste d'raus machen.

Bloß, für heute, da reicht's mir, das muss ich schon sagen!

Der Wasserschaden schlägt mir echt auf den Magen.

Ich ruh' mich was aus auf meiner himmlischen Liege

und denk' d'rüber nach, wie ich die Welt trocken kriege.“

 

Am nächsten Morgen, nach einer unruhigen Nacht,

hatte sich Gott einen Plan ausgedacht:

Ich werde die Welt um ein Gewölbe bereichern

und verteil' darin Wolken, die Regen abspeichern.

Auf diese Weise, das wäre famos,

würd' ich mein Wasserproblem vielleicht los.“

Und so spannte Gott ein riesiges Zelt,

Himmel genannt, über die Welt.

Dann stellte er noch die Heizung kurz an,

das Wasser wurd' warm und verdunstete dann.

Der Himmelsbote nannte das schlicht

''Zunehmende Bewölkung'' im Wetterbericht.

Doch ein Problem hatte Gott glatt verpennt:

auf Dauer sind Wolken inkontinent!

Die Frage ''Wohin mit den Wassermassen'',

würde sich so also nicht lösen lassen.

Ich komme nicht weiter – so sehr ich auch grübel!

Doch den Himmel, den lass ich! Der ist gar nicht übel!

Ich werd' jetzt nochmal eine Nacht d'rüber dösen

und das Wasserproblem dann am dritten Tag lösen.“

 

Am folgenden Morgen war Gott schlagartig klar,

was nun als nächstes zu tun nötig war:

Die Lösung des Rätsels liegt doch glatt auf der Hand:

Ich trenne das H2O einfach vom Land!

Die ganzen Wassermassen müssen

sich sammeln in Meeren, Seen und Flüssen,

in Strömen, Bächen, Teichen und Mooren,

auf Bergen und Gletschern wird das Wasser gefroren;
da fahr' ich dann später mal Schlitten und Ski

und etabliere 'ne Wintersportindustrie.

Auch Nord- und Südpol werden ganz weiß,

denn dort frier' ich Wasser zu ewigem Eis.!

Gesagt, getan – Gott murmelte knapp

ein paar beschwörende Worte – und das Wasser floss ab!

Alter Schwede, ich bin echt von den Socken!

Mein Plan hat geklappt! Ein Teil der Erde ist trocken!

Wie gut, dass ich Wasser- und Landmassen trennte,

denn jetzt gibt es Meere und auch Kontinente …

mit hohen Gebirgen und Wüsten aus Sand,

Steppen und Tälern … und Helgoland.

Eigenlob stinkt zwar, doch ich bin richtig verzückt!

Der Rohbau der Welt ist mir wirklich geglückt!

Doch noch ist sie mir zu öde und leer,

ein paar hübsche Akzente müssten noch her.

D'rum will ich sie gleich noch ein wenig verzieren

und mit ein paar Pflanzen ganz hübsch dekorieren.

Im Himmelsboten war doch die Tage

vom Baumarkt eine Werbebeilage.

Da kaufe ich einfach, für kleines Geld,

ein paar Tütchen Samen für meine Welt.

Damit werde ich dann den Planeten berieseln

und lasse noch schnell ein paar Wolken d'rauf pieseln.“

In kürzester Zeit waren die Pflanzen gesprossen

und recht ordentlich in die Höhe geschossen.

Ach, du lieber Gott! Ich glaube, ich träume!

Jetzt gibt’s Büsche, Sträucher, Gräser und Bäume,

Pilze und Blumen – Millionen von Arten,

wachsen hier mitten in meinem Garten.

Diese herrlichen Farben – ganz besonders das Grün!

Diese himmlischen Düfte, wenn die Blumen erblüh'n!

All das ist so friedlich, so unglaublich schön,

etwas vergleichbares hab' ich noch niemals geseh'n!

Ich will den Planeten ''Erde'' nun taufen

und gehe dann ein paar Stunden verschnaufen.

Ich trinke mir schnell noch ein Becherchen Tee,

dann leg' ich mich hin – mein Rücken tut weh.“

Bloß, was Gott auch machte, er konnte nicht schlafen …

da half auch nicht das Zählen von Schafen.

Dieses dauernde Licht schien ihm einfach zu grell;

das musste er ändern – und zwar möglichst schnell!!


In aller Frühe stand Gott wieder auf

und blickte sogleich in den Himmel hinauf.

Die Erde ist ja inzwischen ganz schön,

bloß da oben ist nicht das Geringste zu seh'n.

Da muss ich was machen, auf jeden Fall

und hänge jetzt erst mal 'ne Sonne ins All.
Die wärmt mich am Tage, spendet mir Licht

und nachts, wenn ich schlafen geh', seh' ich sie nicht.

Als Notbeleuchtung in finsterer Nacht

wird, nahe der Erde, ein Mond angebracht

und für die Romantik und Orientierung im Dunkeln,

sollen Milliarden von Sternen noch funkeln.“

Am Abend bereits war all das erreicht!

Och“, dachte Gott, „das war im Grunde ganz leicht.

Nur, so langsam merke ich, fehlt mir die Kraft …

die letzten vier Tage ha'm mich wirklich geschafft!

D'rum läut' ich den Feierabend jetzt ein,

leg' die Füße hoch und trink' mir 'nen Wein,

betrachte den Sternenhimmel in Ruh',

dann fallen mir sicher die Augen bald zu.“


© by Hetti Brinkmann


 

Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden